Mittwoch, 9. Juli 2014

GESCHRIEBEN/ Höhle

Wenn man in einem fahrenden Zug sitzt, an einem regnerischen Tag in einem fahrenden Zug sitzt, kann man drei Arten von Regentropfen beobachten. Solche, am nächsten bei dir und am besten dazu geeignet, um verträumt aus dem Fenster und genau genommen doch nur bis zum Fenster zu blicken, die sich sammeln, bis sie zu schwer werden und die Scheibe herunterrinnen, vom Fahrtwind in schiefe Bahnen gelenkt. Dann solche, die am weitesten von dir entfernt sind und von dir und dem Zug, in dem du sitzt, gar nichts erfahren. Sie fallen einfach herunter, prasseln auf Baumkronen, Autodächer, Hausdächer und Köpfe. Schließlich gibt es solche, die die aufreibendste Begegnung mit dem Zug machen, der dich beherbergt. Ihre Gattung ist nur zu beobachten, wenn es wirklich schüttet, pladdert wie aus Kübeln, wenn alle Pforten des Himmels geöffnet sind und der Zug, in dem du sitzt, eine gewisse Geschwindigkeit erreicht hat. Dann laufen sie vom Dach am Fenster vorbei herunter, werden vom Fahrtwind ergriffen und bilden einen herunter- und zugleich vorbeifließenden Strom, einen Vorhang aus Tropfen, der im oberen Teil der Scheibe deine Sicht einschränkt und den Reisenden mit Phantasie glauben lässt, er sitze im Inneren einer von einem Wasserfall verschlossenen Höhle. 

Rhein im Regen.

Montag, 3. Februar 2014

GESCHAUT/ Über die Langeweile


“A Handy Tip For the Easily Distracted” by Miranda July - NOWNESS

Ich muss gestehen, dass ich bisher nicht mehr von der Künstlerin und Filmemacherin Mirandy July kenne als diesen Auszug und diese wunderbare Seite, obwohl ich schon so häufig über ihren Namen gestolpert bin. Nun kenne ich also noch diese Filmszene. -
Ich fange sonst immer nur Spinnen mit Gläsern, vielleicht sollte ich das mal auf andere Nervtöter ausweiten. Das Ende gefällt mir am besten: was fängt man nun mit der gewonnenen Zeit an? Erstmal hinsetzen und nichts tun. Die besten Ideen kommen eben mit der Langeweile. Und die hat man mittlerweile so selten, wo man sich doch ständig ablenken (lassen) kann. 

Ich denke, ich komme nicht mehr drumherum, mir mal ihren Kurzgeschichtenband zuzulegen. Denn ich möchte diese beiden und die anderen verträumt-traurig-schönen Zitate gern im Kontext lesen:

That day I carried the dream around like a full glass of water, moving gracefully so I would not lose any of it.


Bei einem Spaziergang mit dem Jungen im Januar. Bei Efeuranken an Mauern werde ich schwach.

But, like ivy, we grow where there is room for us. 
- No One Belongs Here More Than You, 2008
 

Sonntag, 2. Februar 2014

GEDACHT/ Übers Entspannen



hier
Bin gerade auf das hier gestoßen und musste schmunzeln. Ja, ich, die sonst bei sexistischem Kram gern mal an die Decke geht. Man muss halt auch mal über Rollenbilder und Körper lachen dürfen, darf sie allerdings nicht als Druckmittel oder Urteilsgrundlage verwenden. Rollenbilder werden nämlich, glaube ich, nie gänzlich verschwinden, weil sich die Körper nicht ändern werden. Nur ihr Umgang mit ihnen sollte fairer (also, ganz lapidar: die Frau sollte hier auch im Smoking stehen dürfen, wenn sie da Lust drauf haben sollte - zu dem Zeitpunkt, an dem die Werbung entstanden ist, sicher noch undenkbar; der Mann ebenso im Kleid) und - entspannter werden. Mein Wort zum Sonntag.

So, abgesehen von dem ernsten Kram finde ich: schöne Werbung. Ich mag die kleine Pointe, die man erst bei genauerem Hinsehen entziffern kann, den Comic-Stil in Kontrast zu dem schraffierten Torbogen und das Mintgrün. :)

Sonntag, 26. Januar 2014

GELESEN/ Rêver Magazine #3

Styling/Model: Karina de Jesus, Styling/Photography: Yana Baradim
Yana Baradim


Karina de Jesus von Beach&Dress ist im Exemplar #3 für den H/W 2013/14 des Rêver Magazines mit dem Titel MINIMALIST als Model zu sehen. Purer Zucker für die Augen, ebenso der Rest des Heftes.
Zu Beginn findet sich außerdem dieses schöne Zitat:

I think perfection is ugly. Somewhere in the things humans make, I want to see scars, failure, disorder, distortion.
 - Yohji Yamamoto


Übrigens waren auch schon die ersten beiden Hefte DARKNESS&LIGHT und FANTASIA wunderschön anzuschauen, wenn auch letzteres teils etwas zu kitschig-mädchenhaft für meinen Geschmack ausgefallen ist. 
Diese Bilder eines Editorials aus #1 haben es mir dafür umso mehr angetan:



Styling: Daniela Gutmann, Model: Gabi Fulton, Photography: Johnny Rozier





Rêver Issue #3 A/W 2013-14 — MINIMALIST






















Dienstag, 14. Januar 2014

SCHNIPSEL/ Schatztruhe


Beim Umräumen habe ich diese Holzkiste entdeckt. In ihr lag eine selbst geschnitzte Pfeife, die ich mal zu einem Geburtstag bekommen hatte. Leider war sie ein wenig von Schimmel befallen und ich musste sie wegwerfen. Die Kiste aber habe ich desinfiziert und jetzt darf meine alte Steinesammlung darin wohnen.



Die sieben hier mag ich am liebsten:


[begonnen mit dem größten, dann linksrum]

_1 Blaufluss
_2 Pyrit 
_3 Aventurin-Quartz
_4 Moosachat
_5 Mondstein
_6 Lapis Lazuli
_7 Bilderjaspis



Dienstag, 7. Januar 2014

GELESEN/ Über die Dämmerung


Jetzt, wo die Wälder schon schwarz sind und die Nacht schnell hereinbrechen kann, tröste dich damit, in den klaren blauen Himmel zu blicken.
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Bd. 1: In Swanns Welt, 1908/09 bis 1922







Sonntag, 22. Dezember 2013

GEDACHT/ Eine Liste für den Winter








1_Wirsingeintopf, Linseneintopf, Eintopf, Eintopf.
2_Einen Glühweinabend mit Sprühsahne und Schuss veranstalten.
3_Aus den im Sommer gepflückten und tiefgefrorenen Erdbeeren Weihnachtsmarmelade [mit Balsamico] kochen.
4_Brauner Lippenstift.
5_Eine Schneekatze bauen wie im letzten Jahr. Nur größer.
6_Aus.dem.Bett.kommen.
7_Ausstech-Plätzchen backen. [Diese sind's geworden. Auch mit Kardamom sehr gut.]
8_Mal wieder God is an Astronaut hören. Außerdem: Delroy Edwards.
9_Hellblau. Samt. Am besten zusammen.
10_Handschuhe nicht immer vergessen.

Fotos: Leider nicht aktuell, denn es liegt immer noch kein Schnee [Edit: auch am 1.Februar noch nicht], sondern aus Winter 2012/13.